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Jolanda and Vera talk about children’s education. Jolanda und Vera sprechen über Kindererziehung.
VERA: Hallo und herzlich Willkommen zum deutschen Podcast von LingQ.
Ich bin Vera und heute ist wieder Jolanda bei mir.
JOLANDA: Guten Tag, Vera.
VERA: Wir hatten diesmal eine Anfrage im Forum für ein Thema und zwar hat uns James gebeten, ob wir einen Podcast über Kindererziehung machen können.
JOLANDA: Ein ganz interessantes Thema.
Du bist natürlich ganz nahe betroffen davon.
Du hast ja ‘ne Tochter, oder?
VERA: Ja, das stimmt.
Ich habe eine Tochter.
Sie ist mittlerweile 10 Jahre alt und ich habe sogar mit ihr mal einen Podcast für GermanLingQ gemacht.
Ich weiß jetzt gar nicht, welche Folge das war, aber das muss vor ungefähr zwei Jahren gewesen sein.
Da ging sie noch in die Grundschule.
JOLANDA: Schön.
VERA: Ja.
JOLANDA: Also ich habe selber keine Kinder.
Und darum ist es beim Thema Kindererziehung ganz lustig.
Also ich finde es lustig.
Wenn ich gleicher Meinung bin, wie die Mütter oder Väter oder Tanten oder Onkel, dann finden sie: “Ja, das verstehst du ganz gut.
Du verstehst sehr viel von Kindern und du hast Erfahrung und so.”
Und wenn ich anderer Meinung bin, dann heißt es einfach: “Ja, das verstehst du natürlich absolut überhaupt gar nicht, weil: du hast ja keine Kinder.
VERA: Das finde ich sehr lustig.
Ja, das wird immer passend ausgelegt.
Aber ich denke, man muss nicht Kinder haben, um etwas von Kindererziehung zu verstehen.
Ich denke, dazu muss man vor allem Kinder kennen und mit Kindern zu tun haben und ich glaube, das hast du ja schon sehr viel gehabt, dass du mit Kindern zu tun hattest, oder?
JOLANDA: Ja, ja.
Ich liebe Kinder und ich bin sehr gerne mit Kindern zusammen und nutze diese Zeit auch wirklich, wenn ich dann mit Kindern zusammen bin.
VERA: Hm.
Ja gut, ich habe, wie du schon gesagt hast, auch meine persönlichen Erfahrungen und man liest ja auch immer in den Zeitungen Artikel über Kindererziehung.
Ich habe das zumindest gemacht als Vanessa noch kleiner war.
Und das gibt einem schon viele Anregungen, aber ich finde immer, man sollte nichts als ein Dogma sehen.
Man muss auch selber darüber nachdenken, seinen eigenen Verstand gebrauchen, sein Gefühl auch einsetzen, denke ich, und dann ist Kindererziehung nicht so schwer, finde ich.
Ich habe es zumindest nie als schwer empfunden und ich habe auch eigentlich mit meiner Tochter keine großen Probleme gehabt.
Das liegt aber auch vielleicht auch daran, dass ich eine sehr genaue Vorstellung davon hatte, was ich mit ihr erreichen will und wie ich dazu handeln muss, ja.
Zum Beispiel war mir immer wichtig, dass ich eine Linie habe in der Erziehung, das Vanessa immer genau weiß, woran sie ist bei mir.
Also nicht heute hü und morgen hott, sondern es gibt klare Regeln und an die muss man sich halten und dann funktioniert das auch ganz gut.
JOLANDA: Ja.
Ich finde, dann haben die Kinder wirklich auch einen Anhaltspunkt, wie es läuft oder wie es gewünscht wird.
Ob man dann mal drüber diskutieren kann, warum das so ist oder warum man das so möchte, das ist dann die andere Seite.
Aber ich glaube, es ist ganz wichtig für die Kinder zu sehen, auch wie die Erwachsenen das machen und dann kopieren sie uns ja und dann können sie auch gewisse Verhaltensweisen übernehmen.
Da brauchen man gar nicht viel zu erklären.
VERA: Genau.
Zum Beispiel, dass man zuverlässig ist.
Wenn ich etwas zusage, dann muss ich es auch halten.
Und wenn ich nicht weiß, ob ich es halten kann, darf ich es gar nicht erst zusagen.
Zum Beispiel wenn meine Tochter fragt: “Können wir am Samstag ins Kino gehen?”
Dann sage ich “ja”, “nein” oder “Ich weiß es noch nicht.”
Aber wenn ich einmal “ja” sage, dann muss ich auch alles daran setzen, dass ich das dann auch mache.
JOLANDA: Genau.
Und das weiß sie natürlich von dir und kann sich darauf verlassen.
Aber umgekehrt, wenn du etwas abmachst mit ihr, dann weiß sie natürlich auch, dass diese Abmachung gilt.
VERA: Genau.
Das ich dann erwarte, dass sie sich daran hält.
Also das ist zum Beispiel für mich eine ganz wichtige Sache, dass man als Elternteil auch eine Zuverlässigkeit an den Tag legt, dass die Kinder wissen, woran sie sind: was wird von mir erwartet.
Und dass sie auch wissen, wenn meine Eltern mir etwas versprechen oder mir etwas sagen, kann ich mich auch darauf verlassen.
Nur dann kann sich das Kind ja auch “sicher” fühlen …
JOLANDA: Ja.
VERA: … in seinem Handeln, ja.
Und ich glaube, das ist eine ganz wichtige Sache, dass Kinder wissen, was von ihnen erwartet wird und was sie von den Erwachsenen erwarten können, damit sie sich überhaupt wohlfühlen können.
JOLANDA: Ja.
Ein ganz wichtiger Punkt, finde ich auch: Zeit haben.
Und zwar, finde ich ganz wichtig, dass man sich für gewisse Zeit wirklich Zeit nimmt für das Kind.
Und dann wirklich nur mit diesem Kind oder wenn mehrere, wenn Geschwister sind, mit mehreren Kindern etwas macht.
Und daneben weder telefoniert, noch Fernsehen schaut, noch irgendwie mit sonst jemandem noch Kaffee trinkt, sondern dass man wirklich Zeit hat und nur mit den Kindern etwas macht, was die Kinder machen möchten.
Das kann ein Spiel sein, kann eine Geschichte erzählen oder im Wald etwas machen.
Egal was.
Aber einfach, dass sie in dieser Zeit der Mittelpunkt sind.
Und nachher, also ich habe die Erfahrung gemacht, dass nachher Kinder auch akzeptieren, wenn man sagt: “Jetzt habe ich keine Zeit.
Jetzt muss ich das und das machen.”
Und das geht viel störungsfreier.
Wenn die Kinder dann wissen, ja, dann und dann hat sie wieder Zeit oder jetzt hat sie für mich Zeit, aber jetzt hat sie für Frau Müller oder Frau Meier Zeit.
VERA: Ja, ich glaube, das ist ein ganz guter und ganz wichtiger Rat.
Das nennt sich Qualitätszeit, die man mit den Kindern verbringt.
Also nicht Zeit, wo man sowieso zusammen ist, weil man zusammen isst, sondern Zeit, die man auch dann den Kindern regelrecht widmet, ja.
Ich habe zum Beispiel mit Vanessa immer viel gebastelt, weil sie das gerne macht, obwohl ich das überhaupt nicht gerne mache, aber ich habe das dann eingeplant, weil sie es gerne gemacht hat und dann haben wir halt gebastelt zusammen.
Oder was du angesprochen hast, das Vorlesen.
Ich hab ihr bis vor kurzem immer jeden Abend vorgelesen.
Jetzt nicht mehr jeden Abend, weil sie es nicht mehr immer möchte, aber manchmal will sie es noch und dann mache ich es auch noch und jetzt liest sie halt mehr selber.
Aber das haben wir ganz, ganz lange gemacht und das war ein regelrechtes Ritual für uns, abends zusammen 10 Minuten, 15 Minuten ein Buch zu lesen.
JOLANDA: Ja, ah, das finde ich so schön.
Das mache ich mit meinen Nachbarskindern auch öfters, wenn ich dort bin und sie abends hüte.
Dieses Geschichten-Erzählen-Ritual, das kennen sie von ganz klein auf.
Also das machen sie auch mit den Eltern und auch bei mir und letzten Samstag hat mir die Kleine, die jetzt gerade Lesen gelernt hat, hat sie mir ‘ne Geschichte vorgelesen.
Und ich fand das so köstlich.
VERA: Ja, das ist schön.
Ja, Lesen ist, glaube ich, sowieso etwas ganz, ganz Wichtiges.
Es ist ja eine der Grundfertigkeiten und alles basiert auf dem Lesen.
Wenn man nicht Lesen kann, kann man auch die meisten anderen Sachen nicht lernen.
Also das ist ja eine Grundfähigkeit, die man erwerben muss, das Lesen.
Und ich finde das Vorlesen ist sozusagen die Vorstufe.
Das Vorlesen hilft ja auch, dass das Kind ein besseres Sprachgefühl bekommt, dass es sich später besser artikulieren kann, dass es weiß, wie man sich ausdrücken kann.
Und ich glaube, das wird noch von vielen Eltern unterschätzt, wie wichtig das Vorlesen ist um dem Kind später zu ermöglichen, dass es richtig gut in Deutsch ist, nachher auch in der Schule zum Beispiel.
JOLANDA: Ja, ja.
Ich dachte lange Zeit, das wäre einfach wirklich bei allen Kindern so, also bei vielen Kindern so, dass abends Geschichten vorgelesen werden.
Zuerst erzählt und dann vorgelesen, aber ich hab da jetzt auch über meine Nachbarskinder erfahren, als die mal im Kindergarten fragten, was hast du denn gestern für eine Geschichte gehört oder welches Bilderbuch hast du zuhause, ja, da gibt’s Kinder, die haben zuhause keine Bilderbücher, keine Geschichtsbücher, ja.
Gehört nicht zum Abendritual.
VERA: Das ist doch sehr traurig, oder?
JOLANDA: Ja, ja.
Und für mich unverständlich.
Also … ich … ja …
VERA: Ich kann es auch nicht verstehen.
Und bei uns in der Schule haben sie auch sogenannte “Lesepaten” gesucht, also Menschen, die in die Klassen gehen und in den Klassen zum Beispiel vorlesen.
Vor allem in der Grundschule oder jetzt in der Förderstufe, in der Vanessa jetzt gerade ist, werden Leute gesucht, die mit Kinder lesen, die dort eben noch Defizite haben in der 5.
Klasse, ja.
Also das ist für mich unglaublich, ja.
Das es dort so viele Kinder gibt, die noch Probleme mit dem Lesen haben.
JOLANDA: Ja.
VERA: Ich denke, über das Thema könnten wir noch sehr lange sprechen, aber wir …
JOLANDA: Ja.
VERA: … wir wollen die Podcasts nicht zu lange werden lassen und ich denke an dieser Stelle verabschieden wir uns dann hier.
Oder hast du noch einen wichtigen Punkt, den du anbringen musst unbedingt.
JOLANDA: Das verschiebe ich auf nächstes Mal.
Hab schon noch was.
VERA: Ja, das ist schön.
JOLANDA: Und zwar zum Thema Bibliothek und Kinderbibliothek.
VERA: Ja, da sprechen dann das nächste Mal drüber oder über Kinderbücher.
Das ist auch ein schönes Thema glaube ich.
Dann sage ich an dieser Stelle “Tschüss” und verweise noch mal darauf, dass natürlich der Text und das Audio wie immer in der deutschen Bibliothek von LingQ zu finden ist, also auf http://www.LingQ.com.
Tschüss Jolanda.
JOLANDA: Tschau, Vera.