#3: Wie wird man Musical-Darsteller? [1]

Bosse Vogt kennt man online vor allem als den Dungeon Master von der W20 Show – darüber reden wir mehr in Episode 4! -, aber “eigentlich” ist er Musicaldarsteller von Beruf. Was das ist, inwiefern es sich von einem herkömmlichen Schauspieler unterscheidet und wie man dazu wird, darüber erzählt er mehr in unserer heutigen Episode. Wenn ihr im April in Deutschland seid, könnt ihr Bosse in Dresden auf der Bühne sehen: https://www.semperoper.de/en/whats-on…

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Vielen Dank und viel Spaß.

Dann sage ich gleich mal herzlich

willkommen liebe LingQ Zuhörer zu unserem Podcast auf Deutsch.

Wir haben heute einen weiteren neuen Gast, und zwar Bosse.

Halle Bosse! Ja, hallo Katja.

Wie schön, dass ich dabei sein darf ich freue mich sehr.

Ja, ich freue mich auch total, ich denke es wird ein

interessantes Gespräch.

Bosse, sag uns doch mal, beziehungsweise ich

weiß es ja, aber sag doch mal bitte den

Zuhörern und Zuschauern, wer bist du, was

machst du und wo findet man dich, wenn du

gefunden werden möchtest?

Das ist eine gute Frage beziehungsweise

das sind drei gute Fragen.

Wer bin ich, mit dieser Frage beschäftige ich mich

seit über 20 Jahren und habe immer noch

keine Antwort darauf gefunden, aber ja.

Ich bin Bosse Vogt und ich bin

hauptberuflich Schauspieler und Sänger, hauptsächlich im

Musicalbereich tätig, habe aber auch

schon andere Produktionen gemacht,

mach reine Schauspielstücke und auch reine Gesangsabende.

Jenseits davon bin ich in meinem zweiten Leben

als Halbzeit Dungeon Master Spielleiter für die

Dragons tätig, wozu wir aber später

wahrscheinlich noch einmal ausführlicher kommen.

Und jetzt habe ich gerade den

nächsten Teil deiner Frage schon vergessen.

Also, wer bin ich, was mache ich …

Das haben wir abgehakt … Und wo findet man mich.

Richtig.

Mit Musical und Schauspiel findet man mich

ab April in Dresden.

Das spiele ich die Hauptrolle im Musical Blues Brothers.

Und freue mich schon sehr darauf, wenn das losgeht.

Bin ein Wahnsinns-Fan des Films

natürlich und habe das Stück als Musical

auch schon mehrmals auf der Bühne

gesehen in verschiedenen Stellen und

freue mich sehr jetzt endlich mal Teil

einer Produktion zu sein und dann auch

noch in so prominenter Position, das wird sehr aufregend.

Da werde ich mir in privater Sache mal gut

überlegen, ob ich nicht vielleicht mal nach Dresden komme.

Ich glaube, es lohnt sich, auf jeden Fall.

Aber das kann ich jetzt noch

nicht versprechen. Die Proben haben noch nicht und ich angefangen.

Okay, man da ergeben sich schon ganz viele neue Fragen.

Ich wollte aber erst mal am Anfang anfangen, und zwar, ich kenne dich

auch primär als Musicaldarsteller, da du

eben, ne, da ja auch unterwegs bist.

Wie wird man denn, jetzt hasst es, glaube ich,

zu Teilen schon beantwortet, aber wie wird

man denn Musicaldarsteller?

Wie steht man plötzlich als Teil von einem Musical

auf der Bühne?

Es gibt in Deutschland oder

beziehungsweise im deutschsprachigen

Raum, das heißt, ich zähle ja da jetzt

noch Österreich und die Schweiz mit rein,

gibt es verschiedene Hochschulen und

auch spezielle Akademien, die

Studiengänge dafür anbieten.

Und bei denen kann man sich ausbilden lassen und

hat dann quasi, an manchen ist es dann

ein Diplom, was man damit machen kann,

an manchen Akademien kann man einen Bachelor damit machen

und teilweise sogar ein Master.

Das ist vergleichbar mit einer Schauspielausbildung nur, dass die

Aspekte Gesang und Tanz einfach etwas

mehr in den Vordergrund rücken, das heißt

man kriegt eine praktische Ausbildung in den

verschiedenen, in den drei großen

Spaten, aus denen sich Musical zusammensetzt

also natürlich Gesang, Schauspiel und eben Tanzen und Bewegung.

Und wird dann auf den Musical-Markt geworfen.

Natürlich braucht man diese Ausbildung

nicht zwingend, um Musicaldarsteller Darstellerin

werden zu können, aber es ist sehr

hilfreich auf jeden Fall.

Und umgekehrt geht das natürlich auch, dass man als

Musicaldarsteller in Schauspielstücke

mit reinrutscht, so wie ich das auch mache.

Aber grundsätzlich ist es vergleichbar wie zum Alltag eines

Schauspielers oder einer Schauspielerin beziehungsweise zum Werdegang.

Und die Übergänge sind da auch sehr fließend …

Ja, das kann ich mir vorstellen.

Genau, Theaterbühnen an sich sind da,

da geht es nicht zwingend darum, welche

Ausbildung du hast, sondern erstmal nur

was du bei einem Vorsprechen, bei dem

Vorsingen mitbringst, das heißt, wenn man

Teil einer Produktion sein möchte, dann

wird das normalerweise ausgeschrieben

das heißt, man kriegt von der Agentur

oder von der zentralen

Künstlervermittlung kriegt man dann eine

E-Mail, wo drinsteht, hey, da und da wird

dieses Stück gespielt und diese rollen

sind noch zu suchen, siehst du dich da in

irgendwas, dann schreibt doch da mal eine Mail hin.

Braucht man denn dann dringend

einen Agenten oder kann man das

theoretisch auch selber machen, also sich

selber auf irgendwelche E-Mail Listen setzen usw.?

Das kann man theoretisch auch alles selbstständig machen.

Was tatsächlich teilweise passiert ist, dass

bestimmte Ausschreibung nur an bestimmte

Agenturen gehen beziehungsweise

insgesamt nur an Agenturen und von denen

dann weiter vermittelt werden und, dass

dann die Leute, die sich selber

organisieren, das vielleicht gar nicht

unbedingt mitkriegen, das ist ein

bisschen das Problem. Das klingt alles

spannend und auch also

erst mal so ein bisschen

nervenaufreibend, man kennt das ja als

Laie als jemand der nicht

professioneller Schauspieler ist, weiß

man glaube ich dass generell der

Schauspielberuf

ja ein bisschen unsicher sein kann, bis

man mal etabliert ist. Aber es scheint so,

als wärst du also, ist es leichter

als jemand der auf Musicals

spezialisiertes ist Jobs zu finden als

Schauspieler generell?

Das ist eine gute frage. Also ich glaube

einerseits ist es sehr gut

seine Fühler in alle Richtungen

auszustrecken. Ich glaube, dass es mehr

Schauspieler und Schauspielerinnen gibt

als Musical Darsteller und

Darstellerinnen.

Dass auf jeden Fall

wie gesagt die Übergänge sind da fließend,

so, das heißt, man bewirbt sich halt auf

Projekte, die da sind und bei den

einen wird halt mehr Gesang gefordert und

bei den anderen nicht, aber

dementsprechend sich die Fühler

auszustrecken und sich das warm zu

halten ihn den verschiedenen

Bereichen die es gibt, ist, glaube ich

nicht verkehrt, denn rein sich auf eine

sparte zu beschränken von sich aus ist

glaube ich sehr gefährlich und dann gibt

es natürlich noch die andere Variante

dass man fest an ein Theater angestellt

ist fest in ein Theaterensemble da gibt

es ja in Deutschland verschiedene

Stadttheater die

[Musik]

mehrfach so genanntes Drei-Sparten-Häuser sind, die machen dann die

verschiedensten Sachen in Musik, Theater,

Tanz und Schauspiel. Und da kann man eben

auch fest ins Ensemble kommen, auch als

Musicaldarsteller und

sich findet sich dann auch in den

verschiedensten Produktionen wie dann ist man

im Musical tätig. Die machen dann,

dann macht man vielleicht noch eine Operette hier.

Und dann macht man vielleicht noch das Schauspielstück mit in einer

kleinen Rolle und so weiter und so fort.

Ist nicht bei jedem Theater so, aber

grundsätzlich kann man sagen, die Stadt

und Staatstheater haben ein festes ein

feststehendes Ensemble, eine feste Gruppe

an Darstellenden, die eben für dieses

Theater arbeiten und da auftreten und

dann eben auch alle Produktionen machen,

die da ebenso anfallen. Und es kann sein,

dass so ein Stadttheater sagt, hey wir

haben eine ganz tolle Musicalproduktion,

aber wir haben nicht genug ausgebildete

Musical Leute um die zu füllen. Das heißt

wir holen uns noch ein zwei Gäste mit

dazu für nur für diese Produktion oder

nur für zwei Produktionen. Dann muss man

vielleicht kurz eine Sache erklären.

Was Deutschland angeht, es ist eine

Besonderheit des Theaters, generell der

Theaterkultur, dass es ziemlich viele

Theater gibt. Sowohl große als auch

kleine, weil die vom Staat gefördert

werden, damit die Kultur aufrechterhalten wird. Das heißt

es gibt sogenannte Staatstheater, die vom

Staat gefördert werden oder auch

Stadttheater, die jeweils öffentliche

Gelder bekommen

damit sie nicht nur davon abhängig sind

wie viele Eintrittskarten sie verkaufen

das ist was Stadt und Staatstheater

bedeutet

genau genau

Pflicht dazu im Musical Bereich gibt es

natürlich noch die riesige Häuser, die in

den meisten fällen nicht staatlich

gefördert sind so wie zum Beispiel die

großen Stage Entertainment Theater in

Hamburg, in denen König der Löwen läuft

und inzwischen Frohsinn und Stuttgart es

auch noch ein genauen Stuttgart gehört

auch mit dazu genau da wollte ich

nämlich das ist dann eher so

amerikanisches System mäßig, wo Leute

dann auch wo ein Musical dann vor Ort

ist und später vielleicht woanders

hingeht oder

Residenz nennt man das im Englischen

dann glaube ich genau wer der Mann ist

ja in Deutschland

sind da “en suite” Produktionen.

In Deutschland, mit einen Französischen begriff

Ja da spielen wir „en suite“, das heißt man macht

wirklich jeden Tag der Woche spielt man

mindestens eine Show, außer glaub ich

Montags, Montags ist normalerweise nichts.

Aber das heißt und am Samstag und

Sonntag sind dann Doppelshows, das heißt

man spielt acht Shows die Woche.

Das ist happig, und normalerweise die

Runtime, also die Zeit, die ein Musical

dann an einem festen Ort läuft, ist auch

ziemlich lange normalerweise, oder?

Das hat sich tatsächlich sehr verändert.

Ursprünglich war es dann sodass dann mehrere Jahre

das lief. Ich glaube Cats lief damals in

Hamburg für zehn Jahre oder so was.

Und ich meine König der Löwen läuft einfach immer noch,

inzwischen werden aber diese Stage

Geschichten also diese diese

Theaterproduktion dieser “en suite” Sachen

werden immer nur noch für sechs bis neun

Monate angesetzt, und dann wird geguckt

ob es noch verlängert wird, dann wird geguckt

ob es vielleicht ein anderes Theater

umzieht und so weiter und so fort.

Da gibt es aber eben diese großen Firmen

wie Stage-Entertainment oder mehr

Entertainment, die diese rein Musical oder

Entertainment Häuser unter ihren

Fittichen haben. Du bist jetzt ab April

in Dresden zu sehen. Auch für alle Leute

die in Deutschland sind und Bosse gern

mal auf der Bühne sehen wollen. Ab April und

das geht jetzt dann wie lange, wie lange

ist das Blues Brothers in Dresden?

Das ist tatsächlich eine ziemlich kurze

Produktion. Da fangen wir Anfang März an

zu proben und dann sind im April nur

einige Vorstellungen. Das läuft nur über

den April und dann ist es erstmals wieder vorbei.

Allerdings ist es jetzt schon klar, dass es wahrscheinlich eine Wiederaufnahme

geben wird im nächsten Jahr, wo wir dann

noch mal ein paar Shows spielen.

Damit haben wir jetzt abgehakt, was dein

aktuelles Projekt ist. Was es denn, ganz

kurz gesagt, was ist dein Lieblingsmusical als Zuschauer und was war bisher

dein Lieblingsmusical als Darsteller?

Mein Lieblingsmusical einfach vom hören

und zu schauen ist auf jeden Fall

Les Miserables. Das ist einfach das große

Riesenevent. Ich habe es bisher nur

einmal sehen können in Magdeburg war

das. Das war, aber das war einfach

großartig und die Musik ist einfach

toll und verzaubert mich jedes Mal

wieder und das ist so groß und episch und

ja, einfach voll meins und ich glaube was am

meisten Spaß gemacht hat zu spielen bisher,

war die drei Musketiere,

als Musical, da ist die Musik auch einfach

cool total hochenergetische Show und man

kriegt mich halt sobald man mir ein

Schwert oder einen Degen in die Hand drückt,

dann bin ich schon, dann reicht der Rest schon.

Dann fühlst du die Fantasy. Ja genau.

Ich glaube mein Lieblingsmusical. Ich habe

nicht so viele gesehen bisher, aber von

denen die ich gesehen habe, hat ArweNiQue

immer noch ein sehr Special Place in

meinem herzen. Wo hast du das gesehen?

Ich habe es dreimal gesehen.

Einmal in London, und zwar ich glaube in

der letzten Woche in der es in London

aufgeführt wurde, meine ich und

zweimal in Mannheim auf Deutsch.

Was ist denn das schlimmste oder nervigste

und was ist das beste daran

Musicaldarsteller zu sein?

Das schlimmste und nervigste ist die Unsicherheit.

Ich weiß nicht ob ich, also ich weiß

jetzt nicht, ob ich ab September arbeiten kann.

Ich meine ganz unabhängig von der ganzen

aktuellen Situation sowieso die

Theaterszene ich glaube wie fast nichts

anderes in Deutschland getroffen hat.

Aber ganz unabhängig von der ganzen

Pandemie Geschichte so, ist es so oder so

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